ein Film von Bruce LaBruce
Deutschland/Kanada 1990, 73 Minuten, englische Originalfassung mit deutschen Untertiteln
ein Film von Bruce LaBruce
Ein radikaler Vorläufer des New Queer Cinema
Ein Punk-Friseur mit besonderen Vorlieben gabelt in einem Park in Toronto einen hübschen jungen Skinhead auf. Er nimmt ihn mit nach Hause, zieht ihn aus, badet ihn und sperrt ihn im Schlafzimmer ein. Dem Skin gelingt die Flucht ins Apartment seiner Schwester, die ihn sofort ihrerseits als Darsteller für einen lesbischen Undergroundfilm missbraucht. Reumütig kehrt der Skin zum Friseur zurück, um sich seine eigenen sexuellen Wünschen zu erfüllen.
Punks, ein Skin, expliziter Sex, SM und schwarzer Humor. Der erste Film von Bruce LaBruce, der selbst den Friseur spielt, hat auch nach 34 Jahren nichts von seiner lustvollen Kraft verloren. In der Rolle der Schwester ist G.B. Jones zu sehen, die zusammen mit LaBruce das berüchtigte Queercore-Fanzine J.D.s gründete. Auf körnigem Super-8 gedreht und ausgestattet mit einem wilden Soundtrack von Punk-Bands wie Frightwig und Beefeater, widerspricht „No Skin Off My Ass“ politisch und ästhetisch jeder Hetero-Norm
BRUCE LABRUCE (Regie & Buch), geboren 1964 im kanadischen Southampton, gilt als einer der wichtigsten Vertreter des nordamerikanischen Queercore-Movements und des internationalen Queer Cinema.
Nach der Filmschule in Toronto studiert er Filmtheorie an der New York University. Noch während des Studiums gibt LaBruce mehrere queere Punk-Magazine heraus – darunter auch das berüchtigte, mit G.B. Jones gegründete Fan-Zine J.D.s (1985-1991) – und dreht erste Super8-Filme. LaBruces kühner, auf groben 8mm-Material gedrehter Debütfilm „No Skin Off My Ass“ (1991) gilt als eines der Hauptwerke des New Queer Cinema, der großen Erneuerungsbewegung des schwul-lesbischen Kinos in Nordamerika und Großbritannien. Schon hier ist seine Handschrift als Filmemacher klar erkennbar: eine transgressive Mischung aus Stilelementen des Independent-Kinos und einer dezidiert schwulen Pornoästhetik.
Es folgen der stark autobiographisch gefärbte Film „Super 8 1/2“ (1994), das in L.A. angesiedelte Stricherdrama „Hustler White“ (1996) und der Skinhead-Film „Skin Flick“ (1998). Anfang der 2000er kommt LaBruce nach Berlin und findet seine kreative Zweitheimat. Hier entstehen die Satire „The Raspberry Reich“ (2004) und das Zombie-Melodram „Otto; or, Up with Dead People“ (2007). Für seinen generationsübergreifenden Liebesfilm „Geron“ erhält LaBruce 2013 den Großen Preis der Jury beim Festival du Nouveau Cinema in Montreal. Sein Experimentalfilm „Pierrot Lunaire“ wird 2014 mit dem Special Jury Prize beim Teddy Award der Berlinale ausgezeichnet. LaBruce ist zudem Autor von drei Theaterstücken, die er selbst am Berliner Theater HAU – Hebbel am Ufer auf die Bühne gebracht hat. Er inszenierte zudem am Theater Neumarkt in Zürich und nahm am vom HAU initiierten Theaterprojekt „X-Wohnungen“ in Johannesburg teil.
LaBruce ist Autor der Autobiografie „The Reluctant Pornographer“ und hat zwei weitere Bücher über seine Arbeit veröffentlicht: „Ride, Queer, Ride“ und „Bruce(x)ploitation“. Zudem schreibt und fotografiert er für eine Vielzahl internationaler Magazine, Zeitungen und Blogs, u.a. für Index Magazine, Vice und The Guardian. Als Bildender Künstler wird er von der Berliner Galerie Peres Projects vertreten. LaBruce vielgestaltiges Werk wurde mit zwei Retrospektiven gewürdigt: 2014 in der Bell Lightbox im Rahmen des TIFF und 2015 im Museum of Modern Art in New York.
Filmografie (als Regisseur)
1987
„I Know What It’s Like to Be Dead“ (KF); „Boy, Girl“ (KF)
1988
„Home Movies“ (KF)
1990
„The Post Queer Tour“ (KF); „A Case for the Closet“ (KF); „Slam!“ (KF)
1991
„No Skin Off My Ass“
1994
„Super 8 1/2“
1996
„Hustler White“
1998
„Skin Flick“
2000
„Come As You Are“ (KF)
2004
„The Raspberry Reich“
2007
„Give Piece of Ass a Chance“ (KF)
2007
„Otto; or, Up with Dead People“
2010
„L.A. Zombie“; „The Bad Breast; or, The Case of Theda Lange“ (KF); „Weekend in Alphaville“ (KF)
2013
„Geron“ (OT: „Gerontophilia“)
2014
„Pierrot Lunaire“
2017
„Die Misandristinnen“; (OT: „The Misandrists“); „Ulrike’s Brain“
2018
„It is Not the Pornographer That is Perverse…“
2020
„Saint-Narcisse“
2022
„The Affairs of Lidia“
2024
„The Visitor“
Buch & Regie
Bruce LaBruce
Kamera
Bruce LaBruce, Candy von Pauker, Su Rynard
Schnitt
Bruce LaBruce
Ton
Bruce LaBruce
Technik
Denise Cooper, Flynn, Jena von Brucker, Caroline Azar
Musik
Beefeater, Davis Amram, Tiny Tim, John Barry, Operation Ivy
Produzent
Jürgen Brüning
Klaus von Brücker
The Skinhead
Bruce LaBruce
The Hairdesser
G.B. Jones
Jonesy
eine Jürgen Brüning Filmproduktion
im Verleih von Salzgeber